Grüne Wohn- und Pflegeheime für alte Menschen. Technische Lösungen und soziale Innovationen

Sommerliche Hitze führt zu Beeinträchtigungen der Lebensqualität und des Wohlbefindens der Bevölkerung bis hin zu gesundheitlichen Folgen, insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen. Daher beschäftigt sich das Projekt „GREEN: Cool & Care“ mit innovativen Begrünungslösungen am Beispiel von konkreten Demonstrationsobjekten. In Pflege- und Betreuungszentren in St. Pölten, Tulln, Wolkersdorf und Stockerau werden innovative Systemlösungen für Vertikalbegrünungen installiert. Sie werden den Bedürfnissen, Wünschen und Anforderungen der vulnerablen Bewohner*innen sowie Pflegekräften angepasst und im Projektverlauf einem umfassenden Monitoring mit technischen und sozialen Parametern und Kriterien unterzogen. Das Projekt erforscht das Zusammenspiel von technischen und sozialen Innovationen mittels Optimierungsvorschlägen von mikroklimawirksamen Maßnahmen und vereint diese zu Handlungsempfehlungen für zukunftsfähige Pflege- und Betreuungszentren.

Ausgangssituation

Aufgrund der demographischen Entwicklung nimmt der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zu. Aktuell sind 24,4% der österreichischen Bevölkerung älter als 60 Jahre (Statistik Austria 2017), für 2080 wird ein Anteil von 35% prognostiziert. Die erhöhte Lebenserwartung geht sowohl mit einem Anstieg der gesunden, als auch der pflegebedürftigen Jahre einher. Deshalb ist davon auszugehen, dass auch der Bedarf an Wohn- und Pflegeheimen weiterhin steigt und im Zusammenhang mit dem Klimawandel und den extremeren Hitzeperioden, Begrünungslösungen in Wohn- und Pflegeheimen eine besondere Bedeutung zukommen wird. Der thermische Komfort unserer unmittelbaren Lebensumgebung, abhängig von Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit, beeinflusst die individuelle Lebensqualität maßgeblich. Das vorliegende Projekt leistet einen Beitrag zur Behaglichkeits- und thermischen Komfortforschung unter Berücksichtigung der Diversitätskategorien Geschlecht, Alter, physischer und psychischer Zustand. Vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels, einer zunehmenden Urbanisierung und dem Aspekt, dass vor allem anfällige Personengruppen einen Großteil ihres Alltags in geschlossenen Räumen verbringen, sind neue Lösungsansätze zur Steigerung der Lebensqualität und des Arbeits- und Wohnkomforts gefragt.

Ziele & Ergebnisse

Die folgenden Ergebnisse konnten durch das Projekt „GREEN: Cool & Care“ erzielt werden: • Installierte zielgruppenangepasste und grünpflegeoptimierte Begrünungslösungen, die im Design und in der Ausführung an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und BewohnerInnen der PBZs angepasst sind • Berichte Grün-Innovationen in Pflegeeinrichtungen: Die Perspektive der Bewohner*innen“, „Grün-Innovationen in Pflegeeinrichtungen: Die Perspektive der Mitarbeiter*innen mit den Ergebnissen der Erhebung der Grünbedürfnisse und -bedarfe der Bewohner*innen und Mitarbeitenden in den vier Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) inklusive Typologie unter Berücksichtigung der Grundprinzipien der NÖ LGA „Mensch im Mittelpunkt“ sowie Bericht zu den „Grün-Wirkungen“ • Praxisnaher Leitfaden „Grün-Innovationen in Pflegeeinrichtungen“ für die Zielgruppe Betreiber von PBZs und weiteren Pflege- und Betreuungseinrichtungen • Wissenschaftliche Publikationen und Konferenzbeiträge sowie weitere Veröffentlichungen • Film „GREEN: Cool & Care“, abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=FKsbjV1crJM macht das Projekt in der Fachöffentlichkeit sowie bei Entscheidungsträgerinnen und -trägern im Umfeld bekannt • Veranstaltung „sommer.frische“ im Juni 2022: Es konnte ein Teil der Fachöffentlichkeit (Entscheidungsträger:innen rund um Pflegeheime) erreicht werden

Innovation

Im vorliegenden Projekt werden begrünte Wände (Systemlösungen) und weitere innovative Gebäudebegrünungen (innen und außen) in ausgewählten Wohn- und Pflegeheimen angelegt und auf ausgewählte technische Parameter, wie CO2-Konzentration, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Schimmelpilzbildung, Luftschadstoffe, Staubbelastung, Variation der Pflanzen, Schallpegel sowie Nachhallzeit untersucht. Der interdisziplinäre Zugang im Projekt mit WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Bauphysik, Landschaftsplanung, Vegetationstechnik, Sozial- und Pflegewissenschaften sowie Stakeholdern und Erhalter und Träger von Wohn- und Pflegeheimen erlaubt eine kontinuierliche, praxisgerechte und auch eine auf Sinnhaftig- und Zukunftsfähigkeit ausgerichtete Entwicklung. Mögliche Begrünungsszenarien reichen von der bodengebundenen Begrünung der Erdgeschosszone über Fassaden, Loggien, Gebäudeauskragungen, einem für die Bewohner*innen nutzbaren Dachgarten bis hin zur Begrünung der Innenräume, wo Pflanzen z. B. zur Gebäudeklimatisierung herangezogen werden können.

Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten

• Facheinschlägige Vorprojekte wurden auf PBZs in Niederösterreich übertragen. • In den vier beteiligten PBZs sind optimierte Begrünungslösungen entstanden. • Die Auswertung von bauphysikalischen Parametern sowie das vegetationstechnische Monitoring bringen neue Erkenntnisse. • Sozial- und pflegewissenschaftliche Fragestellungen konnten beantwortet sowie Prozesswissen rund um Co-Kreation mit vulnerablen Menschen konnten angewandt vertieft werden. • Forschungsergebnisse wurden kommuniziert.

Stadt als Testbed nutzen

• Partizipation und Co-Kreation, um Begrünungslösungen in PBZs zu etablieren und voranzutreiben, konnte erprobt werden. • Transdisziplinärer Wissenstransfer und interdisziplinäre Vernetzung innerhalb des Konsortiums und mit relevanten Stakeholdern fanden statt. • Grünpflege und technische Wartung der Begrünungslösungen sowie Ansätze von pflanzengestützten Pflege- und Betreuungsinterventionen wurde von den PBZs in den Alltag integriert.

Kommunalen Mehrwert erzeugen

• Begrünungen wirken nachweisbar positiv auf Mikroklima und Wohlbefinden der Menschen. • Erfahrungen und Wissen aus dem Projekt sind im Leitfaden nachzulesen und in Kürze downloadbar. • In den vier PBZs sind Vorzeigebeispiele für zielgruppenangepasste und grünpflegeoptimierte Begrünungslösungen errichtet. • Konzepte zur langfristigen Grünpflege und Wartung sind erarbeitet • Begrünte PBZs leisten einen Beitrag zur Klimatrendwende. • Sensibilisierung in Bezug auf die Bedeutung von Grün in PBZs.

Summary

Summer heat leads to impairments of the quality of life and well-being of the population and even to health consequences, especially for vulnerable population groups. Therefore, the project "GREEN: Cool & Care" deals with innovative greening solutions using the example of concrete demonstration objects in care and support centres. System solutions for vertical greening as well as tailor-made innovative greening solutions corresponding to the needs, wishes and requirements of the target groups (vulnerable residents and care workers) will be established. These technical innovations are subjected to comprehensive monitoring with both technical and social parameters and criteria. The project shows ways to optimise microclimate-effective measures and fields of action for the care and support centres of tomorrow and is a lighthouse project for the combination of technical and social innovations.

Zuletzt aktualisiert am 02/24/2021

Projektdaten – Umsetzungsprojekt im 10 Call

Projektstart: 01.10.2019
Projektende: 30.09.2022
Genehmigte Förderung: € 501.382
Genehmigte Projektgesamtkosten: € 835.640

Konsortium

Technische Universität Wien, Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie (Konsortialführer)
Universität Wien, Institut für Pflegewissenschaft
B-NK GmbH, Büro für nachhaltige Kompetenz
Dipl.-Ing. Ralf Dopheide e.U.

Projektergebnisse

Ansprechpersonen

Projektleitung Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Azra Korjenic Technische Universität Wien, Forschungsbereich Ökologische Bautechnologien +43 (0) 1 58801 - 207301 E-Mail
Programm-Management Klima- und Energiefonds Smartcities E-Mail